Häuser des Jahres 2020
Erster Preis für Aretz Dürr Architektur aus Köln
‚Architecture is an expression of values.‘ Gut sechs Jahre ist dieses Zitat von Sir Norman Foster alt. Gültigkeit hat es heute noch. Oder besser, um es mit dem bereits 1941 erfundenen Werbespruch einer ein wenig aus der Zeit gefallenen, mit Alkohol versetzten Kräuterrezeptur namens Klosterfrau Melissengeist zu sagen: „Nie war er so wertvoll wie heute.“ Respektive sie, die Architektur.
Ob und wie sich unser Zusammenleben, unsere Wirtschaft und Mobilität, die Architektur und die Stadtplanung in den kommenden Monaten und Jahren durch Corona verändern werden – wer weiß das schon? Sicher jedoch ist: Die „Häuser des Jahres 2020“ sind aktueller, und ja, wohl auch relevanter denn je: Wie wertvoll eine Architektur ist, die die individuellen Wohn- und Lebenswünsche, Vorstellungen und Bedürfnisse ihrer Nutzer manifestiert, haben wir wohl alle in letzter Zeit am eigenen Leib erfahren. Ein Privileg war das Einfamilienhaus immer. Ein komfortabler Rückzugsraum, der bei Bedarf als Büro, Klassenzimmer, Fitnessstudio, Spielplatz, Heimkino, Ersatzrestaurant … genutzt werden kann: Nie war er so wertvoll wie heute.
Einen ersten Preis, zwei Auszeichnungen und fünf Anerkennungen, insgesamt 50 Häuser des Jahres aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol hat die Jury im Februar ausgewählt, sie werden ausführlich vorgestellt. 48 weitere sehenswerte Werke wurden in die sogenannte Longlist aufgenommen, 18 Produkte überzeugten die Produktjury und erhielten das Label ‚Produkt des Jahres 2020‘. All das präsentieren wir Ihnen auch in diesem Jahr wieder, wie gewohnt sorgfältig gestaltet von der Münchner Agentur Rose Pistola. Die Grundrisse und Schnitte der 50 besten Einfamilienhäuser des Jahres – in der Regel im Maßstab 1:400 – und die Lagepläne überwiegend im Maßstab 1:2000 wurden hierfür von den Architekturbüros ebenso zur Verfügung gestellt wie die professionellen Fotos.
Die Bandbreite der ausgewählten Bauwerke spricht für sich: Das kleinste kommt mit 42 Quadrat- metern Wohnfläche aus, das größte bietet 652. Häuser in der Stadt sind darunter ebenso wie im Dorf oder auf dem Land, am See, im Weinberg, am Hang, auf der Wiese. Neubauten sind dabei ebenso wie An- und Um- bauten, die mal radikal, bisweilen innovativ und immer respektvoll auf das Vorhandene reagieren. Manche der Häuser sind luxuriös und kostspielig, manche reduziert auf das Nötigste und staunenswert günstig. Sie sind gefertigt aus Beton, Stahl, Stein, Glas und Holz, das in diesem Jahr gerne karbonisiert die Fassaden verkleidet. Das kontrollierte Verkohlen sorgt für Witterungsbeständigkeit. Es sieht großartig aus und zeigt: Nachhaltigkeit und Ästhetik sind längst kein Widerspruch mehr und für Architekten ebenso wie für Bauherren selbstverständlich. Immer häufiger taucht in den Erläuterungen zudem der Begriff der sozialen Nachhaltigkeit auf: die baulich geplante Möglichkeit, ein Haus an sich wandelnde Wohnbedürfnisse anzupassen, es zu verkleinern oder zu vergrößern, es barrierefrei zu nutzen oder in Teilen vermieten zu können.
„Die Planung eines Einfamilienhauses ist eine große Ehre, da man Lebensräume für Menschen schafft“, erzählen die Kollegen von LOVE architecture. Dafür ausgezeichnet zu werden, ist ein schöner Lohn. So sehen es auch die ehemaligen Preisträger, die wir um ihre Erinnerungen gebeten haben, denn tatsächlich werden dieses Jahr die begehrten blauen Betonwürfel für das Haus des Jahres, für Auszeichnungen und Anerkennungen zum zehnten Mal vergeben! „Ich hoffe daher“, meint Simon Frommenwiler von HHF Architekten, deren Haus in Nuglar 2013 zum Haus des Jahres gekürt wurde, „dass die Buchreihe fortgesetzt wird: Wenn solche Wettbewerbe und Bücher Bauherren dazu ermutigen, Architekten Aufträge anzuvertrauen, dann ist das eine gute Sache.“ Architektur ist Ausdruck unserer Werte. Nie war sie so wertvoll wie heute!
Katharina Matzig
Fakten zum Wettbewerb
Zum zehnten Mal lobte der Callwey Verlag in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Architektur Museum und den Partnern InformationsZentrum Beton, Interhyp, Atrium/Das IDEALE HEIM, ORF, dem Magazin Baumeister sowie architektur aktuell den Wettbewerb „Häuser des Jahres – die besten Einfamilienhäuser“ aus. Die überzeugend besetzte Jury erkor aus 150 Einreichungen 50 Projekte und benannte aus diesen einen Preisträger, zwei Auszeichnungen und fünf Anerkennungen. Dabei wurde Wert auf Nachhaltigkeit, innovativen Einsatz von Materialien, kreativen Umgang mit der baulichen Situation und auf konsequente Ausführung gelegt. Das Buch zum Wettbewerb präsentiert diese 50 besten Häuser – mit zahlreichen Fotos, Lage- und Architektenplänen und aussagekräftigen Projektbeschreibungen aus der Feder von Katharina Matzig, Architekturjournalistin. Nicola Borgmann, Architektin und Kunsthistorikerin, verfasste die Einleitung.
Den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis gewann Aretz Dürr Architektur aus Köln für das Projekt „Das Langhaus“.
Die Auszeichnungen gingen an:
pedevilla architekten, aus Bruneck (I) für „Das Holzhaus“
HERTL.ARCHITEKTEN ZT GMBH, aus Steyr (A) für die Arbeit „Über den Dächern von Linz“
Die Anerkennungen erhielten:
JSWD Architekten, aus Köln für ihr Projekt „Leben im Ensemble“
bergmeisterwolf architekten, aus Bressanone (I) für die Arbeit „Hinter grünen Mauern“
Think Architecture, aus Zürich (CH) für das Projekt „Der Solitär“
wespi de meuron romeo architekten bsa, aus Caviano (CH) mit der Arbeit „Das Steinhaus“
Lukas Lenherr Architektur, aus Zürich (CH) für die Arbeit „Das schiefe Haus“
Zum zweiten Mal wurden auch die Produkte des Jahres gekürt. Alle Preisträger und weitere Infos unter http://haeuser-des-jahres.com. Partner des Wettbewerbs sind das Deutsche Architekturmuseum, das InformationsZentrum Beton, der Baumeister, Interhyp, Atrium/Das IDEALE HEIM, ORF, architektur aktuell sowie der Callwey Verlag.
Alle 50 Arbeiten und alle Produkte des Jahres werden im DAM (Deutschen Architektur Museum) vom 06.10.2020 bis 17.01.2021 in einer Ausstellung zu sehen sein.
Die Autoren
NICOLA BORGMANN ist Architektin und Kunsthistorikerin. Sie hat die organisatorische und kuratorische Leitung der Architekturgalerie in München inne.
KATHARINA MATZIG hat Architektur an der TU Braunschweig studiert und als Redakteurin für BauNetz in Berlin gearbeitet. Sie schreibt Texte für Fach- und Tagespresse und ist seit 1997 für die Architekturvermittlung bei der Bayerischen Architektenkammer zuständig.
Die Jury „Häuser des Jahres – die besten Einfamilienhäuser“
Peter Cachola Schmal (Direktor Deutsches Architeturmuseum, Juryvorsitzender); Nicola Borgmann (Architektin und Kunsthistorikerin, Leitung Architekturgalerie München); Prof. Alexander Gutzmer (langjähriger Chefredakteur Architektumagazin Baumeister); Christian Kraus (langjähriger Managing Director Communications and Brand Experience Interhyp AG); Katharina Matzig (Archtekturjournalistin und Buchautorin); Roland Merz (Chefredakteur Archithema Verlag); Ulrich Nolting (Geschäftsführer InformationsZentrum Beton); Christian Pohl (hehnpohl Architekten, Gewinner „Häuser des Jahres 2019“)
Buchtitel: Häuser des Jahres – die besten Einfamilienhäuser
Preis: € [D] 59,95; € [A] 61,70; sFr. 80,00
Erscheinungsjahr: 2020
Ausstattung: 23 x 30 cm, gebunden, 320 Seiten, 400 farbige Abbildungen und Pläne
ISBN: 978-3-7667-2485-4
Weitere Informationen zum Wettbewerb und die Möglichkeit der Buchbestellung finden Sie unter folgendem Link: http://haeuser-des-jahres.com