Wellness-Massagen: Die Kunst der Berührung

Massage ist die wohl älteste Therapieform der Welt. Alle Menschen in allen Kulturen haben von Geburt an ein essentielles Bedürfnis nach Nähe und Berührung. Die Erkenntnis, dass Berührungen heilsam sind, ist seit jeher Bestandteil von medizinischen und naturheilkundlichen Traditionen.

Das Wort „Massage“ leitet sich ab vom arabischen „Massa“, was übersetzt „Berührung“ heißt.

Berührungen sind lebensnotwendig. Das haben schon die grausamen Experimente des wissenschaftlich sehr interessierten Stauferkönigs Friedrich II. im 13. Jahrhundert bewiesen. Auf der Suche nach der „Ursprache“ der Menschen ließ er mehrere Säuglinge von der Außenwelt isolieren. Sie wurden zwar gesäugt, ihren Ammen war aber verboten, die Kleinen zu streicheln oder mit ihnen zu sprechen. Bevor die Babys erste Worte, und damit die erhofften Hinweise auf die „Ursprache“ von sich geben konnten, starben sie an mangelnder Zuwendung.

In vielen Ländern haben sich ausgefeilte und hervorragende Massagesysteme entwickelt, die jeweils in den kulturellen, medizinischen und philosophischen Hintergrund eingebettet sind wie beispielsweise ayurvedische Massagen, Thai-Massagen oder Hamam-Massagen.

Rückenmassage
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Die gezielte Anwendung von Massagen zur Heilung wurde erstmals 2600 v. Chr. in China erwähnt. In Verbindung mit ätherischen Ölen und Kräutern gibt es auch frühe Nachweise in der indischen Ayurveda. Über den griechischen Arzt Hippokrates von Kos (460-375 v. Chr.) gelangte die Massage nach Europa. Hier spielte sie eine überlebenswichtige Rolle bei der Rehabilitation der römischen Gladiatoren. Hippokrates erkundete und vertiefte die Geheimnisse der Massage und schrieb seine Erkenntnisse und Tipps zur Anwendung nieder.

Der zweite bedeutende Arzt der Antike, der Grieche Claudius Galenus (129-199), nahm sich ebenfalls der manuellen Therapie an und schrieb unzählige Abhandlungen über die von ihm entworfenen Massageformen und bei welchen Erkrankungen diese anzuwenden seien. Trotz seines Einflusses, der bis weit in das Mittelalter reichte, verlor die Gesellschaft mit der Zeit das Interesse an Massagen und anderen Präventions- und Therapiemaßnahmen.

Unterschiedliche Techniken

Erst gegen Ende des Mittelalters, im 16. Jahrhundert, wurde die Massage durch den Arzt und Alchimisten Paracelsus (1493-1541) wieder Thema der Medizin. Allerdings sträubte dieser sich gegen die Lehren des Galenus und machte sich damit unter seinen Kollegen viele Feinde. Es brauchte einen weiteren Arzt, den Franzosen Ambroise Paré (1510-1590), um die Massage in der modernen Medizin zu etablieren. Dieser verwendete die Massage als Rehabilitationstherapie nach Operationen.

Der Hauptzweck der Massage liegt darin, die Harmonie des Organismus durch regulierende Techniken der Berührung zu bewahren oder wiederherzustellen. Während es bei den östlichen Techniken wie Shiatsu oder Akupressur eher um die Wiederherstellung des inneren Energiegleichgewichts geht, bewirken die westlichen Massagetechniken eine direkte körperliche Reaktion.

Klassischen Massage

Bei der Klassischen Massage werden unterschiedliche Techniken angewendet – dazu gehören Streichen, Kneten, Reiben und Klopfen –, die vor allem auf die Haut, die Unterhaut, die Muskeln und das Bindegewebe wirken. Es können jedoch auch Knochen und Gelenke sowie Bänder und Sehnen beeinflusst werden.

Klassische medizinische Massagen werden überwiegend bei schmerzhaften Muskelverspannungen oder Erkrankungen des Bewegungsapparates angewandt, meist als Teilmassage für die betroffene Körperregion wie zum Beispiel Rücken, Schultern oder Nacken.

Der Masseur oder Physiotherapeut bearbeitet in erster Linie die entsprechenden Hautzonen mit den darunterliegenden Muskelschichten. Dabei wird die lokale Durchblutung um bis zu 500 Prozent gesteigert und so der Transport von Ablagerungen aus dem Gewebe gefördert. Verkrampfungen und Verhärtungen, die oft starke Schmerzen verursachen, werden aufgelöst. Die Muskulatur wird wieder locker und erlangt einen ausgeglichen Spannungszustand.

Wer eine medizinische Massage in Anspruch nimmt, hat meist konkrete Beschwerden, die ihn beeinträchtigen, und will diese lindern. Wer sich eine Wellness-Behandlung gönnt, fühlt sich häufig einfach nur gestresst und möchte etwas für sich tun.

Wellness-Massagen

Wellness-Massagen werden überwiegend als Ganzkörperbehandlungen angeboten wie Arkaya Deepa und die ayurvedische Abhyanga zur Entgiftung und Entschlackung, Lomi Lomi Nui und Aromaölmassagen mit ihrer positiven Wirkung auf das vegetative Nervensystem, Pantai Luar zur Zellregeneration des Körpers oder die energetische Nuad-Massage, bei der alle Muskeln gedehnt und die Gelenke mobilisiert werden. All diese Anwendungen beinhalten eine intensive Körpererfahrung und verhelfen zu tiefer Entspannung.

Die Grenze zwischen Klassischer und Wellnessmassage ist oft fließend. Beide Formen der Berührung wirken sich wohltuend auf die gesamte körperliche und geistig-seelische Verfassung aus. Der Unterschied besteht darin, dass die Klassische Massage fast immer zielgerichtet bestimmte physische Beschwerden bekämpft, während die Wellnessmassage eine ganzheitliche Behandlung ist.

Sie korrespondiert aber mit den Erfahrungen der Klassischen Massage und beinhaltet ebenfalls tiefe Gewebearbeit, sanfte Gelenklockerung und das gezielte Bearbeiten verspannter Regionen. Bei der uralten indianischen Heilmethode Hot Stone zum Beispiel dringt die Wärme der Steine tief in die Muskulatur ein, wo sie Blockaden und Verspannungen löst.

Bei Wellness-Anwendungen kommt der Genuss-Faktor hinzu: Massagen mit duftenden Ölen und Peelings mit Meersalz, Kaffeebohnen oder Traubenkernen verwöhnen die Sinne mit ungewohnten Reizen. Heiße Steine bei der Hot-Stone- sowie kühle und angewärmte Steine bei der Aurum-Manus-Therapie oder bedampfte Kräuter bei der ayurvedischen Kräuterstempel-Massage bringen außerdem einen Hauch Exotik in den Alltag.

Wellness-Massagen führen zu einem gesteigerten Wohlbefinden und mehr Lebens-energie, weil der Organismus einen Zustand der Harmonie erreicht. Die Behandlungen tragen dazu bei, dass der Mensch wieder entspannt und sich psychisch stabilisiert. Zugleich wird die Ausschüttung von Antistresshormonen angeregt. All das ist Ergebnis der „Kunst der Berührung“.

Dieser Artikel ist in Ausgabe 44 des pool Magazins erschienen.

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