Wege zu gutem Klima
Bei der Auswahl der Geräteart für die Entfeuchtung in einer privaten Schwimmhalle sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Entscheidend ist vor allem der persönliche Komfortanspruch.
In Schwimmbädern mit sehr hohem Komfortanspruch kommen meist Außenluft-Fortluft-Kanalgeräte zum Einsatz. Der Komfortgewinn dieser Geräte besteht in der geringen Sollwertabweichung unabhängig vom Betriebszustand.
Moderne SPS-Steuerungen bieten eine Vielzahl von Features zur Energieeinsparung. Mit einer intelligenten Regelung wird der wesentlich größere Anteil an der gesamten Einsparung erzielt. Komfort und Geld sind Zwillingsbrüder, das heißt höherer Komfort ist mit etwas höheren Kosten verbunden. Dies beginnt bei der Investition und setzt sich in laufenden Betriebskosten fort.
Mit der Planung eines Schwimmbades werden nicht nur die Investitionen beziffert, auch ein Großteil der zukünftigen Betriebskosten wird vorherbestimmt. Dies beginnt mit der Wahl sinnvoller Temperaturen für Wasser und Luft. Hier gilt immer: je wärmer das Wasser, desto höher die Betriebskosten. Wer dann aus irgendwelchen Gründen auf eine Abdeckung verzichten möchte oder mit großzügiger Dachverglasung plant, muss noch höhere Betriebskosten einplanen.
Auch die tollsten Entfeuchtungsgeräte arbeiten nicht ohne Aufwand. Sparen kann der Betreiber mit einer Abdeckung, denn Wasser, was nicht verdunstet, muss auch nicht entfeuchtet werden. Bei höheren Wassertemperaturen ist aber auch hier der Wartungsaufwand höher. Kanalentfeuchtungsgeräte für Schwimmhallen mit einfacher und mehrfacher Wärmerückgewinnung sind von vielen Herstellern verfügbar.
In öffentlichen Schwimmbädern mit langen Badebetriebszeiten und hohem Außenluftanteil sowie in privaten Schwimmhallen, in denen ein höherer Außenluftanteil realisiert werden soll, wird meist eine Kombination von Wärmepumpe und Rekuperator verwendet. Diese Geräte werden auch als Entfeuchtungsgeräte mit mehrstufigem Wärmerückgewinn angeboten.
Am Rekuperator wird mithilfe der Außenluft die Schwimmbadluft vorgekühlt. Diese gibt dabei bereits einen Teil der Wärme an die kühlere Außenluft ab. Danach wird die vorgekühlte Schwimmbadluft am Verdampfer der Wärmepumpe unter den Taupunkt gekühlt und der Wasserdampf in der Luft kondensiert zu Wasser. Die so zurückgewonnene Verdampfungswärme des Wassers befindet sich nun im gasförmigen Kältemittel. Dieses wird durch den Verdichter zum Verflüssiger (Kondensator) gefördert und kühlt dabei auch den Verdichter (Sauggaskühlung). Mit jedem Liter Wasser, der entfeuchtet wird, werden auch 680 Wh Wärmeenergie zurückgewonnen.
Die elektrische Antriebsenergie des Verdichters fließt als Wärmeenergie in den Wärmerückgewinn mit ein. Im Außenluft-Fortluft-Betrieb wird die entfeuchtete Luft anteilig oder vollständig ins Freie gefördert. Die Außenluft beziehungsweise die entfeuchtete Luft (im Umluftbetrieb) wird am Kondensator mit der Wärme des Kältemittels erwärmt, das Kältemittel ist nun wieder flüssig. Der Kältemitteldurchsatz wird mit dem Expansionsventil geregelt, das den optimalen Verdichterbetrieb gewährleistet. Mit dieser Kombination wird der Energieaufwand für die Entfeuchtung von einem Liter Wasser um bis zu einem Drittel gegenüber dem reinen Wärmepumpenbetrieb reduziert.
Außenluft-Fortluft-Geräte mit Sollwerten für Ruhe- und Badebetrieb entfeuchten im Ruhemodus im Umluftbetrieb, also ohne Frischluftanteil. Eine eventuelle Überfeuchte und/oder Übertemperatur wird durch die Erhöhung des Außenluftanteils begrenzt. Bei höheren Wassertemperaturen (ab ca. 28 ºC und mehr) sollte ein Teil des Wärmerückgewinns dem Beckenwasser zugeführt werden, um die gewünschte Wassertemperatur zu halten. Der restliche Wärmerückgewinn wird zur Deckung eines Großteils des Lüftungs- und Transmissionswärmeverlustes verwendet.
Die Umschaltung zwischen den Sollwerten kann durch die Steuerung der Abdeckung oder auch durch einen Präsenzmelder erfolgen. Mit der sogenannten Spar- oder Eco-Schaltung kann dann bei Nichtbenutzung eine höhere Hysterese für Temperatur und/oder Feuchte eingestellt werden. Die Schwimmhalle wird also nicht geheizt oder gelüftet und auf einem höheren Feuchteniveau gehalten. So werden die Laufzeiten minimiert, die Betriebskosten sinken. Voraussetzung hierfür ist ein bauphysikalisch sicherer Ausbau der Schwimmhalle.
Energieeffiziente Kanalgeräte verfügen über sauggasgekühlte Verdichter, stromsparende Gleichstrommotoren (EC-Motor) und digitale Regelungen für das gesamte Energiemanagement des Schwimmbades. Mehrere Sollwerte für verschiedene Betriebszustände, die Bedienung von jedem Platz der Welt via PC oder Mobiltelefon oder der selbständige Anruf des Gerätes beim Kundendienst zur Wartung oder Störungsbeseitigung sind mit diesen Steuerungen möglich. Auch hier bestimmt der persönliche Komfortanspruch den Geräteausbau.
Kanalgeräte werden in einem frostfreien Technikraum oder im Beckenumgang aufgestellt. Die Verbindung zwischen Schwimmhalle und Entfeuchtungsgerät erfolgt durch ein Luftkanalsystem. Die entfeuchtete Luft wird mit Bodenausblasschienen oder über Deckenausblasschienen vor den Außenfenstern und Außentüren ausgeblasen. Gegenüberliegend wird die Luft unterhalb der Decke abgesaugt und zum Entfeuchtungsgerät geführt.
Sollte der Wärmerückgewinn in der kalten Jahreszeit nicht ausreichen, sichert ein Heizregister im Gerät die Wärmeversorgung der Schwimmhalle. Ist kein Beckenumgang vorhanden, wird zur Temperierung des Fußbodens eine Bodenheizung benötigt. Die auf den ersten Blick höheren Investitionskosten bei einem Kanalgerät relativieren sich durch die Einsparung zusätzlicher Heizkörper und Bodenkonvektoren bei gleichzeitigem erheblichem Komfortgewinn durch den beinahe „lautlosen“ Betrieb.
Kanal-Entfeuchtungsgeräte für private Schwimmhallen gibt es in verschiedenen Größen und Leistungen. Die kleinsten Geräte mit mehrstufigem Wärmerückgewinn beginnen bei einer Entfeuchtungsleistung von etwa 3,5 kg/h. Die Geräteauswahl richtet sich nach der Beckenwasserfläche, wobei eine eventuell vorhandene Überlaufrinne berücksichtigt werden muss.
Ein weiteres Kriterium bei der Auswahl der Größe eines Kanalgerätes sind die Länge und Höhe der Glasflächen. Bis zu einer Höhe von etwa 2,0 bis 2,2 m sind 80 bis 100 m³/m Luft notwendig, um eine Beschlagfreiheit der Glasflächen zu gewährleisten. Bei höheren Fenstern ist eine höhere Luftleistung erforderlich. Die Luft wird vor den Fenstern über Bodenausblasschienen ausgeblasen. Mit verschiedenen Schlitzbreiten und einer variablen Anzahl von Schlitzen kann die Bodenausblasschiene an die notwendige Luftleistung angepasst werden.
Für gewerblich genutzte Bäder gelten eine Vielzahl von Vorschriften. Für die Wärme- und Raumlufttechnik in Hallenbädern gilt die VDI 2089. Für private Bäder gelten diese Regeln auch aus Kostengründen nicht vollumfänglich. Trotzdem werden bei der Planung eines privaten Bades diese praxisbezogenen Grundlagen verwendet. Ein privates Bad wird überwiegend mit einer Wassertemperatur von 28 ºC betrieben. Die Raumtemperatur sollte 2–3 Kelvin über der Wassertemperatur liegen, also bei etwa 30 ºC und einer relativen Feuchte von 55–60 Prozent. Bei höheren Wassertemperaturen ist die Raumtemperatur meist gleich der Wassertemperatur. Diese geringere Differenz zwischen Wasser- und Raumtemperatur hat dann eine höhere Verdunstung zur Folge. Dadurch erhöht sich der Wärmeverlust des Beckens und der Aufwand für die Entfeuchtung. In einem solchen Fall sollte die Wasserfläche möglichst abgedeckt werden.
In Privatbädern wird von etwa einer Stunde Badebetrieb am Tag ausgegangen. In der Praxis ergibt sich auf dieser Grundlage für Privatbäder eine Verdunstung im Ruhebetrieb von ca. 60 g/m²h und von ca. 250 g/m²h im Badebetrieb. Bei den Betriebskosten gilt: Mit dem Komfortanspruch steigen diese. Reine Umluftgeräte können für die eine Halle die kostengünstigere Lösung bieten, bei einer anderen Halle bietet dies eine hochwertige Komfortanlage. Die Beratung dazu erhalten Sie bei Ihrem Schwimmbad-Fachbetrieb oder direkt beim Hersteller.