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Schwimmen wie im Meer

Soleschwimmbäder liegen voll im Trend. Das gilt sowohl für den privaten als auch den gewerblichen Poolsektor. Mit Blick auf Planung, Ausführung und Betrieb sind allerdings höhere Anforderungen als bei einem normalen Pool zu beachten.

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Ein Solebad hat nachweislich positive Wirkungen auf die Gesundheit. (Foto: Aleksandra Belinskaya/Shutterstock.com)

Schwimmen im Salzwasser ist gesund. Ein Solebad hat nachweislich positive Wirkungen auf die Gesundheit: Es lindert Hautprobleme und rheumatische Beschwerden, bekämpft Rückenschmerzen und beugt Herz-/Kreislauferkrankungen vor. Salzbäder stärken so die Abwehrkraft. Deshalb wird natürlich auch versucht, auf künstlichem Wege diese positiven Wirkungen in Schwimmbädern nachzubilden.
Solepools sind in und es gibt sie in verschiedensten Varianten. Neben den bekannten Therapiebädern, wie sie im medizinisch-therapeutischen Bereich schon lange vorkommen, bieten mittlerweile auch immer mehr Hoteliers ihren Gästen ein Soleschwimmbad an. Und selbst bei vielen Privatleuten besteht der Wunsch nach einem Solepool, um sich das Gefühl, im Meer zu baden, in das eigene Heim zu holen.

Bauherren, die sich für ein Schwimmbad mit Solewasser interessieren, sollten einige grundsätzliche Dinge wissen: Soleschwimmbäder unterscheiden sich in wesentlichen Punkten von einem Süßwasserpool. Deshalb sollte für Planung und Ausführung nur eine erfahrene Fachfirma beauftragt werden. Zuerst einmal ein paar Zahlen: Das Wasser der Nordsee enthält etwa 3,5 Prozent Salz, das der Ostsee etwa 2 Prozent, das des Mittelmeeres 3,7 Prozent. Geht man von einem Salzgehalt im Poolwasser von 2 Prozent aus, so entspricht das etwa 20 Gramm Salz pro Liter Wasser. Bei einem Schwimmbecken in der Größe von 8 x 4 m und 1,35 m Tiefe, mit einem Wasserinhalt von 43 m³ werden 20 kg Salz pro Kubikmeter Wasser benötigt beziehungsweise 860 kg für die gesamte Beckenfüllung. Bei einem Salzgehalt von nur 1 Prozent sind es immerhin auch noch 430 kg. Ein nicht unbeträchtlicher Kostenfaktor, wobei der Aufwand für Lagerung, Transport und Zugabe noch hinzugerechnet werden muss.

Der zur Filterspülung auftretende Wasserverlust – bei einer Filteranlage mit einem Volumenstrom von 10 m³ sind das 840 l – muss wiederum durch Solewasser ergänzt werden. Dazu muss man nach jeder Filterspülung etwa 17 kg Salz zugeben. Die Soleherstellung erfolgt entweder vor Ort in einem Solebereiter oder wird als Natursole angeliefert und in einem separaten Tank gespeichert. Bei jeder Frischwassernachspeisung wird eine eingestellte Menge gesättigter Solelösung mit der Pumpe über ein Magnetventil zusammen mit Frischwasser in den Wasserspeicher geleitet. Damit wird die Solekonzentration im Beckenwasser konstant gehalten. Die Solekonzentration kann im Becken auch über eine Leitwert-Messzelle erfasst und zum Beispiel über eine Steuerung automatisch geregelt werden. Die künstliche Solebereitung befindet sich in einem separat verschlossenen Raum, der über eine eigene Lüftung verfügt. Diese Lüftungsanlage muss speziell für Solewasser ausgelegt sein. Der Wasserspeicher für das solehaltige Beckenwasser wird nur über eine separate Entlüftungsleitung be- und entlüftet.

Der hohen Solekonzentration ist auch bei der Wasseraufbereitung und der Wahl des Schwimmbeckens sowie aller Einbauteile Rechnung zu tragen. Die weitverbreitete Meinung, in einem Solebad sei aufgrund des hohen Salzgehaltes und damit geringerer mikrobiologischer Aktivität keine oder nur eine geringe Wasseraufbereitung und keine Desinfektion notwendig, ist falsch. In einem Solebad wird, wie in nicht solehaltigen Bädern auch, eine komplette Wasseraufbereitungsanlage benötigt, die sich hinsichtlich der einzelnen Aufbereitungsstufen nicht oder nicht wesentlich von denen in nicht solehaltigen Bädern unterscheidet. Gegebenenfalls muss bei Verwendung von Natursole und gegenüber der Oxidation mit Luftsauerstoff empfindlichen Wasserinhaltsstoffen, wie zum Beispiel Eisen oder Mangan, eine Voraufbereitung eingeplant werden.

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Salzbäder stärken so die Abwehrkraft. (Fotos: studio waldeck photographers für Franken-Therme Bad Windsheim)

An die Aufbereitungstechnik für das Beckenwasser werden aufgrund der Salinität des Wassers allgemein besondere Anforderungen gestellt:
• Filtergeschwindigkeit ≤ 20 m/h (nach DIN 19643)
• Filterpumpen, Beckeneinbauteile, Attraktionen inklusive aller Zubehörteile müssen solebeständig sein
• separater Soleaufbereiter oder Speicher für fertig gelieferte Sole
• eventuell solebeständige Magnetventile bei Nachspeisung des Wasserspeichers mit Sole
• Messung des Salzgehaltes mittels Leitfähigkeits- oder Dichtemessung

Auch was die Materialien betrifft, so gibt es besondere Anforderungen an Solebäder mit einer Solekonzentration bis etwa 2 Prozent:
• Filterpumpen aus solebeständigem Edelstahl, Bronze oder Kunststoff
• Wärmetauscher aus Titan oder vernickelt
• Treibwasser- und Attraktionspumpen aus Bronze
• Niveauregelung des Wasserspeichers mit Niveauschalter
• Beckeneinbauteile, Attraktionen inklusive aller Zubehörteile aus Bronze, PVC oder höher legiertem Edelstahl (1.4462)

Vor allem was den Einsatz von Edelstählen in einem Solebad betrifft, ist bei der Auswahl des Edelstahls größte Sorgfalt anzuwenden. Die Edelstähle müssen entsprechend ihrem jeweiligen Einsatzzweck korrosionsbeständig sein. Entscheidend für die Auswahl sind der Chloridgehalt im Wasser und die Chlorbeständigkeit des Edelstahls.

In der Regel kommen bei Schwimmbädern mit niedrigem Chloridgehalt Edelstähle mit den Werkstoffnummern 1.4401, 1.4404 oder 1.4571, auch als V4A bezeichnet, zum Einsatz. Der Grenzwert für diese Edelstähle liegt bei den meisten Herstellern bei einer Wassertemperatur von etwa 30 °C bei einer Chloridkonzentration zwischen 400 und 500 mg/l. Da das Wasser in Solebädern aber weitaus höhere Chloridkonzentrationen (≥ 1200 mg/l) aufweist, sind diese Edelstähle wegen vergleichbar geringer Chlorid- und erhöhter Korrosionsbeständigkeit für den Einsatz im Solepool ungeeignet. Es müssen höher legierte Stähle mit entsprechend höheren Chrom- (19 bis 21 Prozent), Nickel- (17,5 bis 26 Prozent) und Molybdänanteilen (4 bis 7 Prozent) zum Einsatz kommen, als es bei Edelstählen mit den Werkstoffnummern 1.4539, 1.4529 und 1.4547 der Fall ist, die übrigens auch in der Meerestechnik verwendet werden, aber aufgrund ihrer Zähigkeit auch schwerer zu verarbeiten und außerdem sehr teuer sind. Diese Edelstähle haben ihre Einsatzgrenzen bei einem Chlorgehalt von etwa 12.000 mg/l oder 2 Prozent.

Es gibt zwar Edelstähle, die bei noch höherer Chloridkonzentration einsetzbar wären, doch diese sind meist unbezahlbar und nur in speziellen Einzelfällen einsetzbar.

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Heute bieten immer mehr Hoteliers ihren Gästen ein Soleschwimmbad an. (Fotos: studio waldeck photographers für Franken-Therme Bad Windsheim)

Auch was den Bau des Schwimmbades und die Auswahl der zum Einsatz kommenden Werkstoffe betrifft, sind besondere Maßnahmen zu berücksichtigen:
• Bei Stahlbetonbecken als „Weiße Wanne“ oder mit innenliegender druckwasserbeständiger Abdichtung sind besondere Anforderungen zum Schutz vor Chloridangriff zu berücksichtigen.
• Auch bestimmte Kunststoffbecken sind für Solewässer geeignet. Der Einsatzzweck und die Solekonzentration sind aber vorher mit dem Beckenlieferanten abzuklären.
• Prinzipiell müssen alle Beckeneinbauteile solebeständig sein.
• Die Anforderungen an die Reinheit der Sole oder des Salzes sind zu beachten.
• Besondere Anforderungen gelten auch für die Lüftungstechnik. Alle Bauteile, die mit solehaltiger Luft in Kontakt stehen, müssen möglichst glatt und für eine Reinigung leicht zugänglich sein.

Beim Einsatz von Edelstahl gibt es hohe Anforderungen an die Bauausführung:
• spaltfreie Konstruktionen
• Zugänglichkeit für die Reinigung
• blanke Oberflächen
• Verwendung geeigneter, chloridbeständiger Stähle zur Vermeidung von Korrosion oder gar Versagen eines Bauteils

Planung der logistischen Voraussetzungen für die Anlieferung der Sole:
• in Flüssigform in einem Vorratstank oder
• Anlieferung in Säcken (Solebereitung in einem Lösebehälter)
• Wahl des einzustellenden pH-Werts und des einzusetzenden Flockungs- mittels (Eisen- oder Aluminiumsalze) unter Berücksichtigung des natürlichen pH-Werts und des natürlichen Bromidgehalts bei Natursolen und Meerwässern
• Wahl des Desinfektionsverfahrens (Chlorgas bei öffentlichen Bädern, Natriumhypochlorit, Natriumhypochlorit hergestellt am Verwendungsort, Chlorelektrolyse im Inline-Betrieb) unter Berücksichtigung der im Beckenwasser vorgesehenen Solekonzentration, der benötigten Chlormenge etc.
• Berücksichtigung der besonderen Anforderungen an die Elektroinstallation. So sollten Schaltschränke eine raumluftunabhängige Kühlung haben.

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Das Wasser der Nordsee enthält etwa 3,5 Prozent Salz, das der Ostsee etwa 2 Prozent, das des Mittelmeeres 3,7 Prozent. (Foto: funnyangel/Shutterstock.com)

Um Aufkonzentrationen von Chloriden sowohl auf Edelstahlbauteilen im Wasser als auch bei Bauteilen, die mit der Hallenluft in Berührung kommen, zu verhindern, sind diese regelmäßig und sorgfältig zu reinigen. Je nachdem, wie die Sole bereitgestellt wird, müssen die logistischen Voraussetzungen für die Anlieferung der Sole und des Salzes gegeben sein. Die Soleaufbereitung und Zugabe in das Beckenwasser erfolgen automatisch. Es ist aber darauf zu achten, dass der entsprechende Solevorrat immer rechtzeitig aufgefüllt wird. Ansonsten entsprechen die Wasserpflegemaßnahmen denen eines normalen Schwimmbades. Es muss ebenso regelmäßig gereinigt werden und auch die Hygienehilfsparameter müssen eingehalten werden. Die ordnungsgemäße Rückspülung der Filter und ein ausreichender Füllwasserzusatz sind zu gewährleisten.

Es sollte jedem Betreiber eines Solebeckens klar sein, dass aufgrund der beschriebenen höheren Anforderungen an Material, Bau und Betrieb auch mit höheren Investitionskosten und höheren Betriebskosten (Salzverbrauch) zu rechnen ist. Versuche, die Betriebskosten zu reduzieren, beispielsweise durch Reduzierung der Filterspülhäufigkeit oder Einsparungen bei Pflege und Wartung, können schnell zu Lasten der Wasserqualität gehen. Wer versucht, bei einem Solepool Kosten zu sparen, hat hinterher meist das Nachsehen, wenn durch Mängelbeseitigung sowie teilweiser oder gar kompletter Sanierung lange vor der eigentlichen Lebensdauer des Pools erhebliche Mehrkosten anfallen. ▯

AUTOR: Dipl.-Ing. Alexander Reuß
Der Autor ist Leiter des Technischen Büros bei Ospa Schwimmbadtechnik. Zugleich ist er Fachautor und Fachreferent für den Bundesverband Schwimmbad & Wellness (bsw) sowie Mitglied im Technischen Beirat des bsw.

Dieser Artikel ist in Ausgabe 69 des pool Magazins erschienen.

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