Illusionsmalerei

Kleine Räume in große verwandeln – oder den Urlaubsort nach Hause holen. Tromp-l’oel macht es möglich.

Das kleine Schwimmbad im Kellergeschoß des Hotels „Zum Löwen“ in Duderstadt (Architekt Klaus Raabe in Fa. Otto Bock, Innenarchitektin Evelyn Wedler) stellte ein beträchtliches Raumproblem dar.

Illusionsmalerei in einer Schwimmhalle

Mit einer Länge von 13 Meter, einer Breite von 4,50 Meter und der geringen Höhe von nur 2,36 Meter bietet dieser Raum denkbar ungünstige Proportionen.

Für die Nutzung als Schwimmbad mußte der Raum breiter, höher, hell und luftig erscheinen. Für die Lösung dieser Aufgabe wurden gleich vier Maßnahmen aus der „Trickkiste“ der Trompe-l’œil-Malerei herangezogen.

Der reale Raum wurde durch gemalte Architektur erweitert, in diesem Fall durch eine Pergola, die dem Raum seitlich angegliedert wurde.

Eine besondere Schwierigkeit lag bei dieser Lösung darin, daß Raumperspektive und Bildperspektive nicht identisch sind. Das ergibt sich aus dem Blickwinkel des Betrachters, wenn er den Raum betritt.

Er steht nicht frontal vor dem Bild, sondern hat es seitlich neben sich. Dieser Umstand erforderte eine komplizierte Konstruktion, bei der Verzerrungen einkalkuliert werden mußten, um aus der Sicht des Betrachters zu einem möglichst realistischen Raumeindruck zu gelangen.

Wandmalerei

Illusionsmalerei

Um die Erweiterung des Raumes über die gemalte Pergola noch hinauszuführen, wurde ein weiter Ausblick über eine Landschaft hinzugefügt. Die Figur im blauen Badetuch, die im Anblick der Landschaft dem Betrachter den Rücken zukehrt, zieht dessen Blick mit in die Ferne.

Die niedrige Decke wurde in die Malerei mit einbezogen. Die Querbalken der Pergola sind als Unterzüge (3 cm stark) auf die Decke aufgetragen. Dazwischen setzt sich das Himmelsblau aus dem Bild fort.

Auch die gestreifte Markise wird in der Deckenmalerei fortgeführt. Die beiden äußeren Deckenflächen sind geschlossen und entsprechend dunkel gestrichen, so daß das Himmelsblau in den vier mittleren Feldern besonders hell dagegen kontrastiert.

Der letzte wesentliche Faktor ist das Licht. Das beginnt bei der Lichtführung im Bild. Die starken Schlagschatten erwecken den Eindruck, als ob das Licht von draußen, also aus dem Bild in den Raum strömt.

Um diese Wirkung zu optimieren, sind in der gegenüberliegenden Wand drei starke Strahler eingelassen, die das Bild hell beleuchten. Unterwasserstrahler lassen auch das Wasser hell durchleuchtet erscheinen.

Idee, Entwurf und Ausführung der Malerei: Erika Binz-Blanken, Baden-Baden.

Dieser Artikel ist in Ausgabe 19 des pool Magazins erschienen.

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