Hildegard-Medizin

Gesundheitsfördernde alternative Methoden, die der mittelalterlichen deutschen Nonne Hildegard von Bingen zugeschrieben werden.

Die Naturheilerin, Äbtissin und Prophetin Hildegard von Bingen wurde im Jahre 1098 geboren und starb 1179 im Alter von 81 Jahren. Zu ihren Methoden zählen Pflanzenheilkunde, Ernährungstipps, Bäder, Wickel, Schröpfen, Aderlass, Edelstein-Therapie und die Vermeidung schädlicher seelischer Einflüsse.

Auch die Notwendigkeit der Ausgewogenheit von Ruhe und Bewegung, Schlaf und Wachen, sowie viel Luft und Licht für das Wohlbefinden, hatte Hildegard von Bingen bereits erkannt. Sie hinterließ zahlreiche Schriften, die sowohl Lebensregeln und mystische Erkenntnisse enthalten als auch im weitesten Sinne als „medizinische Schriften“ zu bezeichnen sind und einen ganzheitsmedizinischen Ansatz haben in Bezug auf den Zusammenhang von Körper, Geist und Seele.

Die heilkundlichen Bücher der Hildegard von Bingen sind „Physica“ (Heilkraft der Natur) und „Causae et Curae“ (Heilwissen – Ursachen und Behandlung von Krankheiten). „Physica“ beschäftigt sich mit der Bedeutung von Pflanzen, Bäumen, Tieren, Steinen und Metallen für die Gesundheit und enthält hunderte Tipps für das Sammeln, Bearbeiten, Lagern und die Anwendung von Heilkräutern sowie Rezepte für Speisen, die gleichzeitig als Heilmittel betrachtet werden.

„Causae et Curae“ widmet sich den Ursachen von Krankheiten und ihrer Behandlung. Dabei bezog Hildegard von Bingen auch den Einfluss von Träumen, des Mondes und sexueller Probleme auf das Wohlbefinden mit ein. Außerdem beschäftigte sie sich mit den unterschiedlichen Charakterzügen und Körperformen von Menschen und zog daraus Rückschlüsse auf die Gesundheit eines bestimmten Typus.

Benediktinerklöster waren im Mittelalter auch Stätten der Kranken­pflege und bekannt für ihre Heilkräutergärten. Die Schriften der als Heilige verehrte Benediktinerin Hildegard von Bingen wurden Mitte des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt und liegen als Übersetzungen seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts vor. Seit den 70er Jahren des
20. Jahrhunderts wurde die Hildegard-Medizin vor allem durch den österreichischen Arzt Dr. Gottfried Hertzka wieder populär. Er testete jahre­lang 2000 Hildegard-Rezepturen auf ihre Wirkung.

Einige von ihr besonders empfohlene Zutaten sind: Dinkel und Grünkern. Nicht alle von Hildegard von Bingen propagierten mittelalterlichen Methoden sind heute vollends anerkannt. Die moderne Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) konnte jedoch dank der Analyse der Inhaltsstoffe zahlreicher Heilkräuter ihre Wirksamkeit teilweise erklären. Gefährliche Nebenwirkungen der von Hildegard von Bingen in ihren Rezepten eingesetzten Kräuter, Gewürze und sonstigen Zutaten sind nicht zu befürchten.

Dieser Artikel ist in Ausgabe 41 des pool Magazins erschienen.

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