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Hat der privat genutzte Pool ausgedient?

Pool-Interview mit bsw-Präsident Guido Rengers über die Zukunft der Schwimmbadbranche in Zeiten von Klimawandel und gesellschaftlichen Veränderungen.

Herr Rengers, von allen Seiten heißt es „Wasser sparen“. Selbst den Kindern wird in der Schule vermittelt, das Wasser beim Zähneputzen nicht laufen zu lassen und lieber zu duschen als zu baden. Ist angesichts der Wasserknappheit auf der Welt ein eigener Pool überhaupt moralisch vertretbar?

Selbstverständlich ist es heute unabdingbar, die natürlichen Ressourcen zu schonen und Energie einzusparen. Die wichtigste Energie ist aber immer noch Ihre eigene – Ihre eigene Lebensenergie. Sie erhalten und verbessern sie, wenn Sie sich gesund und fit halten – und vor allem Ihre Lebensfreude bewahren. Wie geht das besser als mit dem eigenen Schwimmbad? Unzählige glückliche Poolbesitzer beweisen das Tag für Tag.

Was den Wasserverbrauch angeht, muss man die Situation gesamtwirtschaftlich betrachten. Denn ein Schwimmbad ist kein Wasserverbraucher, sondern ein „Zwischenspeicher“. Das Frischwasser, das in den Pool hineingegeben wird, wird auch dem Ab­wassernetz wieder zugeführt. Und diese Rückführung von Abwasser ist für die Wasserversorger und Kommunen von immenser Wichtigkeit. Denn durch das gut gemeinte Wassersparen in den letzten Jahren ist zu wenig Wasser in die Klärwerke und Rohr­leitungssysteme zurückgeflossen – wohl­gemerkt bei gleicher Schmutzfracht – und das bedeutet, dass die Schmutzkonzentration im Abwasser zu hoch geworden ist.

Interview
Guido Rengers, Präsident des Bundesverbandes Schwimmbad & Wellness (bsw) im Gespräch mit Pool-Redakteurin Ute Wanschura

Ist Wassersparen also gar nicht notwendig?

Die Wasserversorger müssen täglich tausende Liter Wasser zusätzlich in das Abwassernetz einspeisen, um die notwendige Rohrspülung zu gewährleisten. Darüber hinaus werden einem 4 x 8 m großen Freibad in Deutschland allein durch Regen im Schnitt 25.000 Liter Wasser pro Jahr zugeführt. Das bedeutet, dass alle 1,5 Jahre der gesamte Inhalt eines 4 x 8 Meter Schwimmbeckens durch Regen ausgetauscht werden kann. Das ist eine unbewusste, aber sehr effektive Regenwassernutzung.

So gesehen legen Sie mit dem genannten Schwimmbad ein 45.000 Liter großes Trinkwasserreservoir im Garten an. Und das ist alles andere als Verschwendung. Wenn man zusätzlich betrachtet, dass in Deutschland nur 17 Prozent des gesamten Wasservorkommens zum Verbrauch in Haushalten verwenden wird, können wir nicht von Wasserknappheit sprechen. Es gibt Gebiete in Europa, die tatsächlich unter Wasserknappheit leiden.

Auch dort werden Schwimmbäder aber nicht geschlossen, sondern lediglich die Neubefüllungen auf das Frühjahr beschränkt. Insofern ist es richtig, wenn wir unseren Kindern einen bewussten Umgang mit Energie, Ressourcen und Kosten beibringen. Nur ist das Wasser hierfür eigentlich ein unpassendes Beispiel.

Ein Pool braucht aber nicht nur Wasser. Um bei an­genehmen Temperaturen baden zu können, ist die Erwärmung des Beckenwassers erforderlich. Wird da der Pool nicht schnell zur Energieschleuder?

Das Thema Schwimmbadwassererwärmung zeigt die Kompetenz und das Umweltbewusstsein unserer Branche. Unser Ziel ist maxi­maler Nutzen bei optimaler Energieeffizienz.

Deshalb gibt es auch seit Jahren die Niedrigenergie-Schwimmhalle, und führende Unternehmen der Branche arbeiten an einem Niedrig­energiepool. Überdies haben wir unzählige Energiesparprodukte auf den Markt gebracht, die Umwelt und Ressourcen schonen, ohne die Freude am Schwimmen einzuschränken.

Früher waren Schwimmbäder tatsächlich Energieschleudern. Heute gibt es Abdeckungen, die bis zu 80 Prozent des Wärmeverlustes verhindern und Becken, die serienmäßig der neuen Energieeinsparungsverordnung entsprechen. Natürliche Wärme für den Außenpool bietet zum Beispiel der Solarabsorber, der die Kraft der Sonne nutzt, um angenehme Badetemperaturen zu erzeugen. Und das zum Nulltarif.

Ein weiteres energieeffizientes Produkt ist die Wärmepumpe. Ihr Wärmegewinn ist wesentlich größer als ihr Stromverbrauch. Moderne Geräte machen aus 1 kWh Strom bis zu 5 kWh Wärme. Der bsw hat einen Energieguide erstellt, der die Energiesparer produkt­neutral erklärt. Die Pool-Leser erhalten ihn bei email-Anforderung (info@bsw-web.de) unter Nennung des Stichwortes Pool bis einschließlich 31. Juli 2011 kostenlos.

Ist der eigene Pool nicht unerschwinglich teuer und Luxus par excellence?

Keineswegs. Es gibt für jeden Geldbeutel sehr schöne und passende Lösungen. Je mehr Geld Sie investieren desto größer Ihr Komfort­gewinn und die Effizienz. Das ist wie bei jedem anderen Produkt auch. Nehmen wir beispielsweise das Auto. Sie können einen Kleinwagen ohne Extras fahren oder eine luxuriöse Nobelkarosse mit Sonderausstattung. Der bsw vergibt jedes Jahr Preise für die schönsten Schwimmbad- und Wellnessanlagen in unterschiedlichen Kategorien. Vom Standardpool bis zur Premiumklasse ist alles dabei.

Schauen Sie sich doch mal die Gewinner­objekte der letzten Jahre auf www.bsw-web.de oder unter www.pool-magazin.net an. Sie ­werden erstaunt sein, welche Band­breite ­unsere Schwimmbadbau-Fachunternehmer ­abdecken.

Das sind aber nur die Anschaffungskosten. Wie sieht es mit den Betriebskosten aus?

Die Betriebskosten variieren – je nach Größe, Nutzungsintensität und Ausstattung Ihrer Anlage. Deshalb ist es schwierig, die Kosten konkret zu beziffern. Eine Zahl möchte ich aber dennoch nennen. Wenn Sie auf innovative Produkte und modernes Zubehör setzen, ist es möglich, den heimischen Pool in der Badesaison Mai bis Oktober bereits für zwischen 1,50 und 3,00 Euro am Tag zu genießen. Das ist weniger als die Tageskarte fürs öffentliche Schwimmbad.

Da könnte man ja fast auf den Sommerurlaub verzichten und es sich im Garten gut gehen lassen …

Urlaub daheim ist eine echte Alternative, gerade wenn die Ferienzeit kurz ist. Genießen ab der ersten Urlaubsminute geht nur im eigenen Pool, wenn lästiges Kofferpacken und stressiges Anreisen entfällt. Zu Hause ist Ihr Pool geöffnet, wann immer Sie wollen. Um Ihre Liege direkt am Wasser brauchen Sie auch nicht zu kämpfen. Und das nicht nur einmal im Jahr, sondern jeden Tag!

Leider haben nicht alle Eigenheimbesitzer ein riesiges Grundstück. Oft gehört zum Reihenhaus nur eine kleine grüne Parzelle. Für einen Pool ist aber doch sicherlich ein großer Garten erforderlich.
Nicht unbedingt. Auch bei geringem Platz­angebot ist eine Wasseroase möglich. Ein Becken mit der Größe drei Meter mal sieben Meter beispielsweise lässt sich selbst in einem kleinen Garten bauen. Mit einer Gegenstromanlage ausgestattet, können Sie problemlos „ganz weit raus schwimmen“.

Auf der bsw-Website www.bsw-web.de in der Rubrik Verbraucher/Platzmangel finden Sie Beispielbilder von Pools, die auf kleiner Fläche groß rauskommen. Beliebt sind auch sog. Swimspas. Die kompakten Schwimm­becken eignen sich nicht nur zum Schwimmen oder zur Wassergymnastik. Sie bieten auch Massageeinheiten und sorgen so für Entspannung nach dem Fitnessprogramm.

Unsere Bevölkerungsstruktur verändert sich. Immer weniger Kinder werden geboren, und die Menschen werden immer älter. Hat der eigene Pool da noch Konjunktur?

Ich würde sagen, gerade deshalb hat der Pool Konjunktur. Ein Pool ist keineswegs nur etwas für Kinder. Natürlich haben die Kleinen besonders viel Spaß, mit ihren Freunden im eigenen Garten das kühle Nass zu genießen. Auch Schwimmen lernen daheim ist ent­spannter als im – oft überfüllten – öffentlichen Bad. Dennoch ist ein Pool keineswegs nur etwas für die junge Generation.

Gerade in einer älter werdenden Gesellschaft gewinnen sanfte Sportarten und gesundheitsfördernde Lebensweisen an Bedeutung. Schwimmen ist Gesundheitssport Nummer eins. Es ist Gelenk schonend und bürgt ein so geringes Verletzungsrisiko wie kaum eine andere Sportart. Dennoch trainieren Sie beim Schwimmen eine Vielzahl von Muskelgruppen, stärken Ihre Abwehrkräfte und das Herz-Kreislauf-System.

Das Training gegen den Wasserwiderstand gewährleistet einen höheren Kalorienverbrauch als wenn Sie sich an der Luft bewegen. Außerdem ist ein angenehmer Massageeffekt inklusive. Beim Pool vor der Tür entfallen Anfahrtswege. So gibt es keine faulen Ausreden, den Sport zu schwänzen. Dem Vernehmen nach verzichtet Johannes Heesters, Jahrgang 1903, nur selten auf sein tägliches Schwimm- und Aquagymnastik-Training im eigenen Pool.

Lohnt sich ein Außenpool bei unseren Temperaturen in Deutschland überhaupt?

Ich kann das Wetter nicht voraussagen, aber wir haben in den letzten Jahren auch in Deutschland erlebt, das sich das Klima allmählich wandelt. Die Sommer werden heißer. Wir hatten in einzelnen Regionen Deutschlands 2010 teilweise unerträgliche Hitzewellen mit Temperaturen über 40 Grad Celsius und extrem hoher Luftfeuchtigkeit. Wer möchte sich da nicht ab und zu im eigenen Pool erfrischen?

Wie viele privat genutzte Pools gibt es denn in Deutschland?

Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat im Auftrag des bsw eine Marktstudie durchgeführt. Danach haben sich rund 700.000 Eigenheimbesitzer den Traum vom eigenen Pool bereits erfüllt. Hinzu kommen rund eine Millionen Aufstellbecken mit einer Wassertiefe von bis zu einem Meter. 260.000 Befragte haben konkret vor, einen Pool in absehbarer Zeit bauen zu lassen. Ein privat genutzter Pool ist also keineswegs ein Randthema in Deutschland.

Das zeigt sich auch daran, dass es seit 2003 eine internationale Leitmesse mit dem Schwerpunkt privat genutzter Bäder am Standort Köln gibt. Die aquanale (www.aquanale.de) öffnet ihre Pforten wieder vom 23. bis zum
26. Oktober 2013

Wie finde ich einen zuverlässigen Schwimmbadbauer in meiner Nähe?

Die im bsw organisierten Schwimmbadbau-Fachunternehmer zeichnen sich durch Kompetenz, Engagement und Serviceorientierung aus. Sie finden einen zuverlässigen Partner – nach Postleitzahlen sortiert – auf der bsw-Website www.bsw-web.de oder auch unter www.pool-magazin.net.

Welche Trends sind beim privat genutzten Schwimmbad erkennbar?

Ein Pool ist so individuell wie sein Besitzer. Vieles ist möglich. Sie sind nicht mehr auf bestimmte Formen, Farben oder Materialien festgelegt. Kunden von heute sind stärker naturverbunden. Die klassischen Farben weiß und blau werden deshalb durch Naturfarben wie granicite schwarz und papyrus ergänzt.

Auch werden Pools in immer naturnähere Umfelder eingebettet. Wasser im Garten steht im Vordergrund. Und um den Pool herum, beispielsweise bei den Gartenmöbeln, dominieren natürliche Materialien. Energie­effizienz ist insgesamt ein Thema. Neben sparsamer Technik sind daher auch Methoden gefragt, die die vorhandene Energie maximal nutzen.

In diesem Zusammenhang stehen Schwimmbadabdeckungen hoch im Kurs. Kunden wünschen sich einen Pool, der sich nicht nur zur sportlichen Betätigung eignet, sondern vor allem ein Ort zum Entspannen und Genießen ist. Mit allen Sinnen erleben – gesund und fit bleiben, Wasser im Garten – das wollen die Poolbesitzer von heute.

Unterwasserscheinwerfer, Schwall­duschen, Massagedüsen oder Warmsprudel­liegen sind zeitgemäßes Zubehör. Auch bei der Pool­pflege steht der Komfort im Vordergrund. Automatische Reinigungssysteme nehmen Pool­besitzern das Schrubben ab.

Derzeit freuen wir uns auf oder über schönes Wetter. Aber die Winterzeit wird kommen. Was hat die Schwimmbad- und Wellnessbranche dafür anzubieten?

Oft reduziert man unser Können auf einen Außen­pool. Wir können aber mehr. Neben einem Hallenbad oder Whirlpool bieten wir auch „Wasserloses“ an. Die Sauna erfreut sich mit gestiegenem Gesundheitsbewusstsein immer größerer Beliebtheit. Denn der gesundheitliche Nutzen der klassischen Sauna ist wie kein anderes Wellnessangebot wissenschaftlich belegt und von Medizinern anerkannt.

Sauna ist mehr als Schwitzen. Die Sauna wird zum Saunaerlebnis, das Licht, Duft, Farbe und Akustik einbezieht und in Gestalt von Multifunktionskabinen auch andere Wellnesserlebnisse möglich macht. Sauna ist aber nicht nur isoliert zu sehen.
Seit einigen Jahren beobachten wir einen Trend hin zum privaten Wellnessraum, in dem sich unterschiedliche Wohlfühl- und hochwertige Sanitärprodukte zu einer privaten Relaxoase vereinen.

Der bsw konzentriert sich nicht nur auf privat genutzte Wellnessangebote. Er hat auch Hotelpools und Spas im Fokus.

Im vergangenen Jahr haben wir begonnen, verstärkt Kontakte zu Wellnesshotels aufzubauen. Unsere Partnerhotels finden Sie auf der Website des bsw www.bsw-web.de unter der Rubrik Hotel.
Frei nach dem Motto: „Zu Hause ist es am schönsten – und im Hotel auch!“ wollen wir unseren Kunden nicht nur ein Netzwerk von kompetenten Schwimmbadbaufachunternehmern anbieten, sondern ihnen auch eine Auswahl von Wohlfühlhotels präsentieren.

Herr Rengers, herzlichen Dank für das Gespräch.

Dieser Artikel ist in Ausgabe 47 des pool Magazins erschienen.

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Ein Kommentar

  1. Eine schöne und reflektierte Meinung zum Thema Wasser sparen. Habe selber einen Pool und arbeite daher aktiv an meiner eigenen Lebensenergie. 🙂 Das steht in einem guten Verhältnis zur zusätzlich verschwendeten Energie, die ich durch meinen Pool ausgleiche!! 🙂