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Wie betreibe ich ein Schwimmbad?

Praktisches Hintergrundwissen und eine To-do-Liste für alle, die wissen wollen, welche regelmäßigen Handgriffe beim Betrieb eines privaten Schwimmbads auf jeden Fall notwendig sind.

Der Betrieb eines Schwimm- und Badebeckens sollte so erfolgen, dass die Qualität des Wassers immer hygienischen und ästhetischen Anforderungen entspricht. Sowohl die Hersteller von Schwimmbadtechnik als auch die Schwimmbadbau-Fach­unternehmen stellen Anlagenkomponenten in verschiedensten Ausführungen zur Verfügung, damit diese Anforderungen sicher eingehalten werden können.

Schaut man sich die Normen und Richtlinien für die Planung der Wasseraufbereitung für Schwimmbäder genau an, stellt man fest, dass ein großer Teil sich ausschließlich mit dem Betrieb der Badewasseraufbereitungsanlage befasst.

Dies gilt sowohl für das ausschließlich privat genutzte Schwimmbad (bsw-Richtlinie „Planung der Wasseraufbereitung für private Schwimmbäder“) als auch für das ausschließlich öffentlich genutzte Schwimmbad (DIN 19643). Im Folgenden werden die Besonderheiten beim Betrieb eines privaten Schwimmbades – unterteilt in einzelne Abschnitte – erläutert.

Wasserqualität
Foto: (c) 2013: JupiterImages Corporation

Ziel ist die dauerhafte Sicherstellung eines hygienisch einwandfreien Schwimmbeckenwassers. Die Zugabe von Wasserpflegemitteln, allen voran Desinfektions- sowie pH-Korrekturmittel, stellt dies sicher. Damit die erforderlichen Konzentrationen im Schwimmbeckenwasser erreicht werden, kommen in vielen Fällen automatische Mess-, Regel- und Dosiersysteme zum Einsatz. Diese Systeme erfassen und regeln kontinuierlich die relevanten Wasserparameter z.?B. freies Chlor, pH-Wert und Redoxspannung.

Auch wenn es sich um automatische Systeme handelt, ist es hin und wieder erforderlich, die Genauigkeit der automatisch erfassten Wasserparameter manuell zu kontrollieren und bei Bedarf zu justieren.

Im privaten Schwimmbadbereich kann die Zugabe von Wasserpflegemitteln auch ohne automatische Mess-, Regel- und Dosiertechnik gänzlich manuell erfolgen. In diesem Fall müssen die Messungen regelmäßiger und in kürzeren Abständen durchgeführt werden, um die dauerhafte Einhaltung der Konzentrationen im Schwimmbeckenwasser sicherzustellen.

Überprüfung der Wasserparameter

Eine manuelle Überprüfung der Wasserparameter erfolgt mittels Wasserprüfgeräten, mit denen man einfach, schnell und zuverlässig die wichtigsten Parameter bestimmen kann. Hierzu gibt es eine Auswahl an Messgeräten, mit denen man diese Messungen durchführen kann. Unabhängig von dem Verfahren – z.?B. photometrisch oder durch einfachen Farbvergleich – ist bei der Messung ein sorgfältiges Vorgehen und das Beachten des Haltbarkeitsdatums der verwendeten Prüfflüssigkeiten oder Prüftabletten entscheidend. In den Anleitungen für automatische Mess- und Regelsysteme beschreiben die Hersteller die Vorgehensweise sowie in welcher Häufigkeit diese Messungen durchzuführen sind.

Eine gute Desinfektionswirkung, aber auch eine gute Verträglichkeit für den Badegast sowie gegenüber den Materialien, die mit dem Schwimmbeckenwasser in Kontakt stehen, setzen voraus, dass Schwankungen der Wasserparameter ein zulässiges Maß nicht über- bzw. unterschreiten.

Folgende Richtwerte für die Wasserparameter in einem privaten Schwimmbad sind empfehlenswert:

  • pH-Wert: 7,0–7,4 (gemäß der Richtlinie des bsw „Planung der Wasseraufbereitung für Privatschwimmbäder“)
  • freies Chlor: 0,3–0,6 mg/l *)
  • gebundenes Chlor: 700 mV *)

*) Diese Werte gelten bei der Verwendung von anorganischem Chlor z.?B. als Desinfektionsmittel.

Weitere Wasserpflegemittel – neben pH-Korrekturmittel und Desinfektionsmittel – können erforderlich werden. Hierzu gehören Wasserpflegemittel zur Stabilisierung der Säurekapazität (umgangssprachlich als Karbonathärte bezeichnet) oder auch Flockungsmittel.

Filterlaufzeit

Die Filterlaufzeit der Filteranlage hat einen entscheidenden Einfluss auf die Aufrechterhaltung der Qualität des Schwimmbeckenwassers. Gemessen an Größe und Inhalt eines Schwimmbeckens hat die Filterlaufzeit Einfluss darauf, wie häufig der Inhalt eines Schwimmbeckens (inklusive der Volumina im Wasserspeicher – sofern vorhanden – und in den Rohrleitungen) die Aufbereitungsanlage „durchläuft“. Voraussetzung dafür ist, dass im Planungsstadium die Auswahl der Filteranlage und der Filterpumpe sorgfältig erfolgt ist.

Die tägliche Filterlaufzeit sollte insgesamt mindestens zwölf Stunden betragen, um ein gutes Aufbereitungsergebnis zu erzielen. Es gilt jedoch, dass – insbesondere im Außenbad – Einflüsse zu berücksichtigen sind, die eine Verlängerung der Filterlaufzeit erforderlich machen können (z.?B. Witterungseinflüsse). Unabhängig von der Lage des Beckens können auch die Größe und die Form des Schwimmbeckens eine Änderung der Filterlaufzeit notwendig machen.

Bei größeren Schwimmbecken und/oder Schwimmbecken, welche stark von einer runden oder rechteckigen Form abweichen, können zu kurze Filterlaufzeiten die Durchströmung des Schwimmbeckens stark beeinträchtigen, sodass Bereiche entstehen, die nicht oder nur unzureichend mit Reinwasser durchströmt werden. Im Kreislauf der Badewasseraufbereitung ist die Filteranlage die einzige Stelle, an der aus dem Wasser die filtrierbaren Schmutz- und andere Belastungsstoffe entfernt werden. Damit die zurückgehaltenen Schmutz- und Belastungsstoffe die Wirksamkeit des Filters nicht beeinträchtigen, muss der Filter regelmäßig gereinigt – d.?h. gespült – werden. Eine zunehmende Ansammlung dieser Schmutz- und Belastungsstoffe reduziert die Leistung der Filteranlage und führt neben dem Wachstum von Mikroorganismen zudem zu einem höheren Verbrauch an Desinfektionsmittel.

Regelmäßig rückspülen

Entsprechend der bsw-Richtlinie „Planung der Wasseraufbereitung für Privatschwimmbäder“ sollte die Filterspülung deshalb mindestens einmal in der Woche für die Dauer von mindestens drei Minuten durchgeführt werden. Die Dauer der Filterspülung und auch die Verfahrensweise selbst können dabei je nach verwendetem Filtersystem variieren.

Die angegebene Dauer von mindestens drei Minuten gilt für geschlossene Schnellfilter, welche üblicherweise entweder als Ein- oder Mehrschichtfilter ausgeführt sind. Die Abstände zwischen den einzelnen Filterspülungen können je nach tatsächlichem Anfall an Schmutz- und Belastungsstoffen erhöht oder verringert werden. Dies ist z.?B. häufig bei Außen­bädern der Fall, wenn nach einem Unwetter oder starken Winden ein erhöhter Schmutzanfall im Schwimmbeckenwasser vorliegt.

Im Übrigen hat die Filterspülung einen weiteren wichtigen Zusatznutzen: Das aus der Filterspülung anfallende und in den Kanal abgeleitete Schlammwasser muss durch die Zugabe von Füllwasser in den Schwimmbeckenkreislauf wieder ergänzt werden. Dieser Zusatz an Füllwasser stellt sicher, dass die nicht filtrierbaren Stoffe in ihrer Konzentration begrenzt und damit nicht angereichert werden.

Auch eine Bodenreinigung ist notwendig

Je nach Belastung durch Badegäste, äußeren Einflüssen oder auch dem Füllwasser können Schmutz- und Belastungsstoffe in das Schwimmbeckenwasser gelangen, welche aufgrund ihrer Größe, Konsistenz und weiteren Eigenschaften weder durch den Filter noch durch weitere Aufbereitungsstufen entfernt werden können.

Hierbei kann es sich z.?B. um Erde oder Textilfasern, die auf den Beckenboden absinken und dort liegen bleiben, handeln. Aus diesen Gründen müssen Böden von Schwimmbecken regelmäßig gereinigt werden.

Auch an den Beckenwänden können sich Ablagerungen bilden, die nur durch eine manuelle Reinigung entfernt werden können. Dazu zählt auch der oft auftretende „Schmutzrand“ bei tiefer liegendem Wasserspiegel, wie dies bei Schwimmbecken mit Oberflächenreiniger der Fall ist. Es ist ein Trugschluss zu behaupten, dass die Badewasseraufbereitungsanlage allein für die Sauberhaltung des Schwimmbeckens zuständig ist.

Auf dem Beckenboden oder im Wasserspeicher liegende Schmutz- und Belastungsstoffe bieten Mikroorganismen die Möglichkeit, sich anzulagern und zu vermehren. Deshalb ist nicht nur aus optischen und ästhetischen Gründen allein die Reinigung von großer Bedeutung.

Die Reinigung des Beckenumganges ist aus Erfahrung eine Selbstverständlichkeit, da dieser Bereich in direktem Sichtfeld bei Betreten des Raumes oder des Wellnessbereiches ist. Auf eines ist hier besonders hinzuweisen: Bei der Reinigung des Beckenumganges darf das Reinigungswasser nicht in das Schwimmbecken bzw. in den Kreislauf der Badewasseraufbereitung gelangen.

Während dies bei Schwimmbecken mit Oberflächenreiniger (Skimmer) mehr Sorgfalt erfordert, kann bei Schwimmbecken mit Überlaufrinne mittels eines Umschaltventiles das in die Überlaufrinne ablaufende Reinigungswasser in den Kanal abgeleitet werden. Ein anschließendes Nachspülen sollte jedoch erfolgen, um Reste des Reinigungswassers vollständig zu entfernen.

Fazit:

Es wäre falsch zu sagen, dass ein Schwimmbecken gänzlich ohne bestimmte Tätigkeiten zu betreiben ist. Aber: Einige Tätigkeiten beschränken sich auf einmalige festzulegende Einstellungen wie die Filterlaufzeit und die Filterspülung.

Die regelmäßig wiederkehrenden und notwendigen Tätigkeiten:

  • die manuelle Überprüfung der Wasserparameter und ggf. Justierung,
  • die Kontrolle und das Auffüllen von Dosierbehältern/Gebinden und
  • die Reinigung des Schwimmbeckens und des Wasserspeichers

Diese Tätigkeiten können in ihrer Häufigkeit wiederum unterschieden werden. Die Überprüfung der Wasserparameter wird bei Schwimmbecken mit einer automatischen Mess-, Regel- und Dosiertechnik in größeren Abständen erforderlich sein als bei Schwimmbecken mit „manueller“ Dosierung. Das Kontrollieren und Auffüllen von Dosierbehältern bzw. Dosiergebinden kann aufgrund des erhöhten Bedarfs bei Außenbädern anders sein als bei Innenbädern.

Die Reinigung des Schwimmbeckens und des Wasserspeichers – sofern vorhanden – ist stark von der Belastung und den äußeren Einflüssen abhängig. Anhand des nachfolgenden Beispiels einer Checkliste wird deutlich, dass der Betrieb überschaubar, nachvollziehbar und keineswegs ein zeitraubender Prozess ist. Wie bei jedem Produkt unterstützt eine regelmäßige mit geringem Aufwand betriebene Überprüfung und Reinigung die Lebensdauer, einen wirtschaftlichen Betrieb und damit die Freude am Schwimmbad.

Beispiel einer Kurzanleitung
für den Betrieb

Tägliche Maßnahmen

  • Sichtprüfung Wasserstand
  • Sichtprüfung Technikraum bzw. Filteranlage
  • Messung der Wasserparameter und ggf. Korrektur bei manueller Dosierung
    (Richtwertebereich der Wasserparameter auch unter Berücksichtigung des verwendeten Desinfektionsverfahrens)

Wöchentliche Maßnahmen

  • Messung der Wasserparameter und ggf. Justierung von Elektroden der automatischen Mess- und Regeltechnik
  • Reinigung des Beckenbodens
  • Kontrolle der Dosierbehälter bzw. Dosiergebinde

Bei Außenbädern:

  • Kontrolle und ggf. Reinigung des Siebes im Oberflächenreiniger
  • Kontrolle und ggf. Reinigung des Vorsiebes der Filterpumpe

Monatliche Maßnahmen

  • Kontrolle des Füllwasserzusatzes anhand der Wasseruhr in der Zuleitung
  • Reinigung der Beckenwände

Bei Innenbädern:

  • Kontrolle und ggf. Reinigung des Siebes im Oberflächenreiniger
  • Kontrolle und ggf. Reinigung des Vorsiebes der Filterpumpe

Bei Becken mit Oberflächenreiniger:

  • Reinigung des Schmutzrandes im Bereich des Wasserspiegels

Bei Becken mit Überlaufrinne:

  • Kontrolle und ggf. Reinigung der Überlaufrinne
  • Kontrolle und ggf. Reinigung des Wasserspeichers

Jährliche Maßnahmen

  • Reinigung des Schwimmbeckens
  • Reinigung des Wasserspeichers
Dieser Artikel ist in Ausgabe 51 des pool Magazins erschienen.

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