Macht saunieren schlank?

12 Prozent der Saunagänger sind der Meinung, Saunabaden mache schlank. pool ging der Frage nach.

Richtig ist, daß zwischen dem Wiegen zu Beginn eines Saunabades und nach drei Saunagängen eine Gewichtsdifferenz von 500 bis 1.500 Gramm festgestellt werden kann.

Aber dieser Gewichtsverlust ist nur von kurzer Dauer. Er ist ausschließlich auf die Flüssigkeitsabgabe über die Schweißdrüsen zurückzuführen, denn der Schweiß besteht zu 99 Prozent aus Wasser und nur zu einem Prozent aus gelösten Stoffen.

Auf Veränderungen seines „Wasserspiegels“ reagiert der menschliche Organismus übrigens sehr empfindlich und löst schon bald auf nervösem Wege das Empfinden „Durst“ aus.

Die Freude über das „verlorene Kilo“ reicht also nur bis zum Bilanzausgleich des Wasserhaushaltes durch die Aufnahme von Speisen und Getränken.

Saunieren
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Verschiedentlich wurde bei der Diskussion dieses Themas argumentiert, daß die Stoffwechselsteigerung aufgrund des Temperaturanstiegs im Körper zu einer Verbrennung von Kohlehydraten und Fettstoffen führen müsse.

Fälschlicherweise wurden dazu Vergleiche mit den erhöhten Stoffumsetzungen beim Fieber angeführt.

Zweifellos steigen beim Aufenthalt in der Saunakabine die Körpertemperaturen an – in der Haut sogar um 10 Grad, im Körperkern nur um ein halbes bis ein Grad – aber die dadurch bedingte Stoffwechselsteigerung ist zeitlich viel zu kurz, um einen Einfluß auf den Abbau von Fettdepots ausüben zu können.

Außerdem bedarf es einer erheblichen Muskelbetätigung, um merkliche Stoffmengen zu verbrennen. Ein Dauerlauf von zehn Kilometern ist schon nötig, um 20 Prozent zuviel aufgenommene Nahrungsmenge zu verbrauchen.

Daß regelmäßiges Saunabaden trotzdem eine gewisse Hilfe bei der Vermeidung von Übergewicht oder bei einer Gewichtsreduktion sein kann, hat mehr psychologische Gründe.

Die wöchentliche Gewichtskontrolle vor dem ersten Saunagang zeigt rechtzeitig an, wann die natürlichen Gewichtsschwankungen, die jeder Mensch an sich beobachten kann, in einen Zustand übergehen, der als übergewichtig bezeichnet werden muß.

Dazu ist es interessant, daß eine wichtige Einflußgröße für Übergewicht das Lebensalter ist.

Es wurde durch demoskopische Studien ermittelt, daß zwischen dem 14. und 40. Lebensjahr eine kontinuierliche Steigerung des Körpergewichts zu verzeichnen ist.

In seiner millionenfachen Verbreitung, immerhin wiegt jeder dritte Bundesbürger zu viel, ist Übergewicht kein primäres Problem des Kindes- und Jugendalters.

Die Hauptgruppe der Übergewichtigen ist zwischen 40 und 60 Jahre alt, und als das „gefährlichste“ Alter für Gewichtszunahme wird die Zeit zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr angesehen.

Die Ursache für diese altersabhängige Gewichtszunahme liegt in einer Reihe von Faktoren. Verminderte körperliche Aktivität, gestiegene Kaufkraft, Lebensereignisse wie Heirat, Kinder, Berufswechsel, aber auch veränderte Einstellungen zum eigenen Körper wurden dafür ausgemacht.

Um diesem Trend entgegenzuwirken, ist das wöchentliche Wiegen beim Saunabaden die genannte Kontrollmaßnahme.

Sie sollte gegebenenfalls zum Anlaß genommen werden, das alltägliche Verhalten und besonders die Eßgewohnheiten kritisch zu hinterfragen. Denn wer immer nur das ißt und trinkt, was höchsten Genuß für den Moment verspricht, der strapaziert seinen Organismus und vergißt die eigentliche Aufgabe der Ernährung.

Sie muß die Nährstoffe für den Körper liefern, die er zum Leben, Wachsen, Denken und Wohlbefinden braucht. Und zwar weder zuwenig, noch zuviel.

Einen bisher nicht diskutierten Hinweis brachte der Münchner Arbeitsmediziner Prof. Dr. med. Wolf Müller-Limmroth auf einem Symposion des Deutschen Sauna-Bundes zu dem Thema.

Er machte darauf aufmerksam, daß übergewichtige Menschen bei ihren Abnahmeversuchen vielleicht doch mit einer gewissen physiologischen Unterstützung durch Saunabaden rechnen können.

Seine Aussage bezog sich auf das Hormon Somatotropin, das aufgrund des Saunabadevorganges vermehrt über die Hirnanhangdrüse ausgeschüttet wird.

Somatotropin ist ein Hormon, welches in der Jugend das Wachstum fördert und bei Erwachsenen eine entscheidende Rolle im Fettstoffwechsel spielt. Nach jüngsten Erkenntnissen aktiviert es die Enzyme zur Fettspaltung und unterstützt somit die Abgabe und den sofortigen Verbrauch des Fettes aus den bei Korpulenten ohnehin vergrößerten Fettzellen.

Fettsüchtige Menschen haben eine gegenüber Schlanken erniedrigte Somatotropin-Konzentration im Blut, die durch regelmäßiges Saunabaden gesteigert werden kann.

Wenn man beim Saunabaden auch kein Gewicht verlieren könne, berichtete Prof. Müller-Limmroth, so könnten mit Unterstützung durch die Sauna hormonelle Prozesse begünstigt werden, die bei einer Abmagerungskur zur Normalisierung des Verhaltens des Fettgewebes beitragen würden.

Interessant ist aber auch an diesem Hinweis, daß immer noch neue Wirkungszusammenhänge des Saunabadens aufgedeckt werden, obwohl das Saunabad schon lange als die am besten erforschte Badeform gilt.

Dieser Artikel ist in Ausgabe 13 des pool Magazins erschienen.

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